Gemeinsam Fasten - Wie ein Schokoriegel für die Seele

Viele Menschen nutzen die Fastenzeit, um auf Süßigkeiten zu verzichten. Es ist aber auch eine Zeit die Routine des Alltags auf andere Weise zu durchbrechen. Dazu gibt die Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ jedes Jahr neue Anregungen. Und das Fasten muss gar nicht allein geschehen. Deutschlandweit finden sich Menschen in Fastengruppen zusammen und teilen diese Zeit miteinander. Vielerorts zeigt sich, dass gemeinsam Fasten ist wie sieben Wochen Süßigkeiten für die Seele. Ein Einblick in die Fastengruppe in Hünxe, Nordrhein-Westfalen.
mehrere Hände bilden zusammen einen gemeinschaftlichen Kreis
Getty Images/Luis Alvarez

„Also, da kommen wildfremde Menschen zusammen, und man trifft sich anderthalb Stunden an einem Donnerstagabend, so mitten raus aus dem Leben, und schafft es dann, sich so nahe zu kommen und sich so zu öffnen.“ So beschreibt Hanna Rommeswinkel-Meis ihre Erfahrung mit der Fastengruppe. Sie ist Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Hünxe und leitet dort seit einigen Jahren eine Fastengruppe zur Fastenaktion „7 Wochen Ohne“. Damit gehört sie zu vielen Gemeinden in Deutschland, die sich der evangelischen Fastenaktion angeschlossen haben. Ihre Erfahrung bestätigt: gemeinsam Fasten ist einfach schöner.

Kerzen

 

Für Hanna Rommeswinkel-Meis beginnt die Fastenzeit jedes Jahr etwas früher, nämlich mit der Werbung für ihre Fastengruppe. Im Gemeindebrief, bei Instagram und bei WhatsApp lädt sie zu sieben Treffen in der Fastenzeit ein. Immer donnerstags, um 19.00 Uhr, für anderthalb Stunden. Sie lädt ein gemeinsam zu fasten und das Thema der Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ zu entdecken.

Ich glaube das hat uns auch durch die sieben Wochen getragen“

Während Corona trifft die Gruppe sich online. Im Frühjahr 2023 können die Treffen wieder in Präsenz stattfinden. Es bildet sich eine Gruppe aus ungefähr zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die zu einer richtigen Gemeinschaft zusammenwächst. „Was mich total beeindruckt hat, war sofort das allererste Treffen, weil da eben auch Menschen zusammenkamen, die sich noch nie vorher gesehen hatten. Schon die Vorstellungsrunde hatte eine so große Offenheit, dass die anderen und ich total berührt waren von dem, an was man sich da teilhaben lässt. Ich glaube, das hat uns auch durch die sieben Wochen getragen.“

Da lasse ich mich dann auch treiben, was die Gruppe an dem Abend braucht.“

Zur Vorbereitung der Fastengruppe nutzt Hanna Rommeswinkel-Meis gerne das Material der Fastenaktion. „Wenn man das Begleitmaterial hat, kann man sich ja aus einer unglaublichen Auswahl das rauspicken, was zur Gruppe passt und woran man selber irgendwie Spaß hat.“ Und dann folgt der wichtigste Teil des Abends: Die eigenen Gedanken und Erfahrungen miteinander zu teilen. Manchmal in der großen Gruppe, manchmal in kleineren Gruppen. Aber immer sehr intensiv und persönlich. Der Fahrplan ist aber nicht in Stein gemeißelt: „Da habe ich auch immer das Gefühl, da lasse ich mich dann auch treiben, was die Gruppe an dem Abend braucht.“

Hanna Rommeswinkel-Meis hat für jedes Gruppenmitglied den Fastenkalender von „7 Wochen Ohne“ bestellt und persönlich zuhause vorbeigebracht. So beginnt das Nachdenken über das Wochenthema alleine zuhause und oft bringen einzelne Gruppenmitglieder ihre Gedanken, die sich innerhalb der Woche gesammelt haben, mit in die Gruppentreffen ein. Manchmal wird intensiv diskutiert, manchmal nur die eigenen Gedanken und Assoziationen zu den Bildern und Texten geteilt: „Da konnte ich mich in das Bild schon richtig reinfallen lassen.“

Hanna Rommeswinkel-Meis erinnert sich daran, dass eine Teilnehmerin die Woche sogar dazu nutzte, Geschenke für die Gruppe zu besorgen. Sie hatte das Bedürfnis, der Gruppe etwas zurückzugeben. Zum nächsten Treffen brachte sie für alle Kerzen mit, in denen beim Abbrennen ein schöner Spruch zum Vorschein kam. Solche Momente zeigen, dass es nicht allein um das Fasten geht, sondern um die Gemeinschaft, die entsteht.

Es geht nicht nur um Verzicht

Die Gruppe verbindet neben den anregenden Gesprächen aber natürlich auch das gemeinsame Fasten. Die Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ regt mit dem jährlichen Fastenmotto dazu an, beim Fasten kreativ zu werden. Es geht dabei eben nicht nur um den klassischen Verzicht, sondern darum Neues auszuprobieren. Trotzdem ist die Gruppe in Hünxe sehr beeindruckt, dass eine Teilnehmerin es tatsächlich schaffte, die sieben Wochen auf Süßigkeiten zu verzichten. Andere fasten Social Media oder das „Meckern“ mit den eigenen Kindern und Sorgen: „Wir waren uns in unserer kleinen Gruppe sehr einig, dass man sich manchmal so unnötig Sorgen macht und einem dabei die positive Lebenseinstellung verloren geht, weil man sich da reinsteigert und sich im Kreis dreht.“

Einfach so völlig leichtfüßig zu sagen: Mensch, komm in unsere Gruppe“

In Hünxe wuchs die Gruppe über die sieben Wochen so zusammen, dass sie sich am Ende der Fastenzeit nicht trennen wollte. Dabei ging es längst nicht mehr um das Fasten, sondern die Gemeinschaft miteinander. Ab und an eine Kleinigkeit für die Seele. Deswegen gehen die Treffen in Hünxe weiter und zwar immer noch unter dem Namen „Sieben Wochen Ohne“. Die Themen kommen von der Gruppe selbst: Respekt, Freundschaft, Familie und was sie sonst noch im Alltag bewegt.

Freundinnen

 

Die Erfahrungen von Pfarrerin Hanna Rommeswinkel-Meis und ihrer Fastengruppe zeigen, wie wohltuend eine Fastengruppe sein kann, eben so wie eine gute Süßigkeit, die man seiner Seele in diesen sieben Wochen Fastenzeit gönnt. Und nun lädt das Fastenmotto 2024 „Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge“ erneut dazu ein, eine Fastengruppe zu gründen und sich sieben Wochen etwas Gutes zu tun. Nach Hanna Rommeswinkel-Meis spricht das Motto 2024 mitten in die Zeit hinein, in der es sich lohnt „einfach so völlig leichtfüßig zu sagen: Mensch, komm in unsere Gruppe.“

Von Britta Kirchner, Sondervikarin beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik. Mein Vikariat habe ich in der evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Oberkassel gemacht und dort auch eine eigene Fastengruppe geleitet. Nach meinem Sondervikariat werde ich meinen Probedienst in der Evangelischen Kirche im Rheinland antreten.